Vielen Säuglingen werden schon kurz nach der Entbindung Vitamin D-Präparate in Kombination mit Fluorid verabreicht, zum Beispiel in Tropfen- oder Tablettenform. Während die Sinnhaftigkeit von Vitamin D als Rachitisprophylaxe unumstritten ist, kursieren viele Gerüchte zur gesundheitsschädlichen Wirkung von Fluorid. Vorab: Fluorid trägt maßgeblich zur Zahngesundheit von Kindern bei. Eltern sollten trotzdem über die richtige Dosierung informiert sein.
Fluorid ist ein natürliches Mineral, das sich unter anderem in der Erdkruste sowie in einigen Lebensmitteln (s. u.) findet. Hunderte Studien konnten nachweisen, dass Fluorid Karies vorbeugt, weshalb Fluorid gerne Zahnpasta oder, wie etwa in den USA, manchmal auch dem Trinkwasser zugesetzt wird:
Aufgepasst: Karies ist keine Fluoridmangelerkrankung. Das heißt: Es ist für die Prävention von Karies bei Kindern nicht ausreichend, Fluoridpräparate zu verabreichen. Eine zuckerarme, ausgewogene Ernährung, regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt sowie eine gute Mundhygiene sind für die Gesundheit von Kinderzähnen sehr wichtig.
Was viele nicht wissen: Die Mundhygiene von Mama und Papa beeinflusst auch die Zahngesundheit des Kindes. Durch Küsschen oder Ablecken des Löffels oder Schnullers können Sie über Ihren Speichel Karies verursachende Bakterien an Ihr Kind übertragen. Auch deshalb lohnt es sich, wenn Sie Ihre eigene Zahngesundheit sehr ernst nehmen, regelmäßig Kontrolltermine wahrnehmen, halbjährlich zur Professionellen Zahnreinigung (PZR) gehen usw.
Eine zu hohe Dosierung von Fluorid kann Zähnen und Knochen Schaden zufügen. Möglich ist beispielsweise eine sogenannte Dentalfluorose: Dabei kommt es bei der Zahnentwicklung wegen einer langfristig zu hohen Fluorid-Dosis zu einer Mineralisationsstörung des Zahnschmelzes. Bei einer milden Dentalfluorose sind dann weiße Flecken auf den Zahnoberflächen zu sehen, in schweren Fällen sind die Verfärbungen bräunlich. Interessant: Besonders häufig kommt eine Dentalfluorose in vulkanischen Gegenden vor, weil das Trinkwasser dort sehr viel Fluorid enthält.
Wie schon erwähnt enthalten einige Lebensmittel natürlicherweise Fluorid. Zu den fluoridhaltigen Lebensmitteln zählen unter anderem:
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt an, dass 90 Prozent des Trinkwassers in Deutschland weniger als 0,3 mg Fluorid pro Liter enthalten. Eine Gefahr, über Trinkwasser zu viel Fluorid aufzunehmen, bestehe in Deutschland somit nicht.
Bei Mineral- und Tafelwasser ist der Fluoridgehalt jedoch deutlich höher: Er kann zwischen 0,1 und bis zu 4,5 Milligramm pro Liter liegen. Ist in einem Wasser mehr als 1,5 Milligramm Fluorid pro Liter enthalten, muss es die Kennzeichnung “fluoridhaltig” tragen. Wo wiederum “geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung” draufsteht, sind maximal 0,7 Fluorid Milligramm pro Liter enthalten.
Unterm Strich heißt das: Die Aufnahme von Fluorid erfolgt zumindest bei Erwachsenen hauptsächlich über Lebensmittel, weshalb im Erwachsenenalter – mit Ausnahme der Schwangerschaft – in der Regel keine zusätzliche Gabe von Fluorid notwendig ist. Da Kinder jedoch nur selten die oben genannten Lebensmittel zu sich nehmen dürften, stellt sich die Frage: Sollte ich meinem Kind Fluoridpräparate geben – und wenn ja, in welcher Form?
Weil die Konzentration von Fluorid im Trinkwasser von Region zu Region unterschiedlich ist und natürlich auch Ernährungsweisen sich von Familie zu Familie unterscheiden, ist eine Fluoridanamnese – also eine Überprüfung aller möglichen Fluoridquellen – empfehlenswert, um eine Überdosierung zu vermeiden. Als optimale Konzentration wird laut BfR eine tägliche Aufnahme von 0,05 mg Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht genannt. Dabei sollten alle Aufnahmequellen von Fluorid (also: feste und flüssige Lebensmittel sowie Zahnpasta) berücksichtigt werden. Diese Dosis soll laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) am besten gegen Karies schützen und dabei das geringste Risiko (ca. 10 Prozent) haben, eine Dentalfluorose zu verursachen.
Altersabhängige Referenzwerte für eine angemessene Fluoridgesamtzufuhr sind:
Die richtige Dosierung ist vor allem bis zum 8. Lebensjahr von besonderer Bedeutung, weil bis zu diesem Alter die Zahnentwicklung und Schmelzreifung der Zähne stattfindet. Störungen in dieser Phase (z. B. durch zu viel Fluorid) können zu einer Dentalfluorose führen.
Fluoridpräparate für Kinder sind oft in Form von Lutschtabletten oder Tropfen erhältlich. Optimal ist dies aber neusten Erkenntnissen nach nicht: Effektiver ist das direkte Auftragen von Fluorid auf die Zähne. Das geschieht am einfachsten in Form von fluoridhaltiger Zahnpasta.
Sobald Ihr Kind die ersten Milchzähne bekommt, sollten Sie ihm die Zähne also mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzen. Der Fluoridgehalt sollte zwischen 500 ppm und 1000 ppm liegen. Achten Sie darauf, neben der Zahnpasta nicht noch zusätzlich Tabletten o. Ä. zu verabreichen; die Empfehlung des BfR lautet: “Sobald mit dem Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta begonnen wird, sollten keine Fluoridpräparate mehr eingenommen werden. Denn allein durch das Verschlucken von Zahnpasta können Kleinkinder etwa genau so viel Fluorid aufnehmen wie durch Tabletten oder fluoridiertes Salz.”
Tipp: Vermeiden Sie es, Kinderzahnpasta mit fruchtigem oder süßem Geschmack zu kaufen. Ein leckerer Geschmack verleitet dazu, die Zahnpasta herunterzuschlucken, was die Aufnahme von Fluorid erhöht und so im schlechtesten Fall zu einer Überdosierung führt.
Ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns soll eine Kinderzahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid zweimal täglich in einer reiskorngroßen Menge verwendet werden. Ab dem zweiten Geburtstag wird auf eine erbsengroße Menge erhöht. Alternativ kann in den ersten beiden Lebensjahren auch eine Zahnpasta mit 500 ppm Fluorid zweimal in einer erbsengroßen Menge zum Einsatz kommen.
Wie immer gilt: Wenden Sie sich bei Fragen zur Zahngesundheit an Ihren Zahnarzt. Er kann Ihnen individuelle Tipps geben und Sie auch zur richtigen Fluorid-Dosierung bei Ihrem Kind beraten.