Zuhause richtig Zähneputzen: So geht’s

Für die meisten Menschen ist das Zähneputzen ein täglicher Routineakt. Immerhin fühlen sich gesunde Zähne gut an, sehen schön aus und sparen auf lange Sicht auch Kosten – zum Beispiel für Zahnersatz. Trotzdem besitzt nicht einmal ein Prozent aller Erwachsenen in Deutschland ein kariesfreies Gebiss. Die Ursache dafür liegt in der Methode: Denn Sie müssen nicht nur regelmäßig, sondern vor allem richtig Zähneputzen.

Welche Zahnbürste ist die richtige?

Beim Thema Zähneputzen führen viele Wege nach Rom. Grundsätzlich ist es deshalb zwar in Ordnung, wenn Sie lieber mit der Handzahnbürste putzen. Als Zahnarzt empfehle ich trotzdem eine elektrische Zahnbürste. Diese gibt es in verschiedenen Ausführungen:

● Oszillierende elektrische Zahnbürsten / rotierende elektrische Zahnbürsten
● Schallzahnbürsten / Ultraschallzahnbürsten

Ich rate zur oszillierenden elektrischen Zahnbürste. Diese erbringt aus meiner Sicht die besten Putzergebnisse. Wählen Sie einen Zahnbürstenkopf mit dicht an dicht stehenden, runden Borsten. Das schont die Zähne und mindert das Risiko kleiner Verletzungen am Zahnfleisch.

Richtig Zähneputzen: Rütteln statt kreisen!

Die meisten Menschen putzen ihre Zähne in Kreisen, so wie wir es aus unserer Kindheit kennen. Allerdings wird mittlerweile zum "Putzen von Rot nach Weiß" geraten. Denn kreisförmiges Zähneputzen kann Bakterien und Essensreste unter das Zahnfleisch schieben und so Entzündungen begünstigen. Setzen Sie Ihre Zahnbürste in einem 45-Grad-Winkel am Zahnfleischrand auf und rütteln Sie mit leichtem Druck hin und her. So lockern sich hartnäckige Zahnbeläge. Diese können Sie dann sanft vom Zahnfleisch in Richtung der Zähne ausstreichen. Dies ist die sogenannte modifizierte BASS-Technik.

Um sich richtig die Zähne zu putzen, empfiehlt sich außerdem das "KAI-System": Begonnen wird hier mit den Kauflächen, anschließend sind die Außenflächen an der Reihe. Die Innenseiten der Zähne werden zuletzt geputzt. So können Sie sicherstellen, dass alle Zähne und Flächen gründlich gereinigt wurden. Wichtig: Es darf keine Stelle vergessen werden. Oftmals werden gerade die hinteren Zähne ein wenig missachtet – putzen Sie dort ganz bewusst.

Wie oft sollte ich meine Zähne putzen?

Das Minimum, dem die meisten Menschen beim Zähneputzen folgen, sind zweimal täglich zwei Minuten – morgens und abends. Das ist bei niedrigem Kariesrisiko ausreichend. Bei erhöhtem Kariesrisiko, Parodontitis oder Zahnersatz empfehle ich, besser dreimal pro Tag – immer nach den Hauptmahlzeiten – zu putzen. Sprechen Sie uns gern an, um Ihr individuelles Risiko besser einschätzen zu können.

Für die schnelle Runde Zähneputzen nach dem Mittagessen im Büro können Sie Reisezahnbürsten kaufen, die sich in jeder Jackentasche verstauen lassen. Es gilt immer: Je sensibler die Zähne, desto sorgfältiger und vorsichtiger muss geputzt werden. Wenn Sie stark säurehaltige Lebensmittel wie Äpfel, essighaltige Dressings oder Orangensaft zu sich genommen haben, sollten Sie nach dem Essen ungefähr eine Stunde mit dem Putzen warten. Die Säuren lösen Mineralien wie Phosphat oder Calcium aus dem Zahnschmelz, wodurch dieser geschwächt wird. Putzen Sie Ihre Zähne dann sofort, reiben Sie den Zahnschmelz einfach ab.

Tipp: Auch wenn Sie sich übergeben mussten, sollten Sie eine Weile warten, bis Sie sich die Zähne putzen, denn Magensäure macht den Zahnschmelz ebenfalls weicher. Spülen Sie in der Zwischenzeit den Mund mit einem Glas Wasser oder einer Mischung aus Wasser und einem halben Teelöffel Backnatron aus – das wirkt neutralisierend.

Interdentalpflege: Zahnpflege zu Hause ist mehr als nur Zähneputzen

Der Großteil der Bakterien siedelt sich in den Zahnzwischenräumen an. Damit dort keine Erkrankungen entstehen können, sollten Sie regelmäßig Zahnseide benutzen. Das gilt nicht nur, aber insbesondere dann, wenn Sie unter Parodontose leiden. Das folgende Video zeigt gut, wie die praktische Schlaufentechnik funktioniert. Diese Technik wende ich selbst seit vielen Jahren an und empfehle sie allen meiner Patienten.

Eine ebenso effektive Alternative zur Zahnseide sind Interdentalbürstchen, die Sie in jedem Drogeriemarkt erhalten. In unserer Praxis können Sie außerdem die sogenannten SOLO-STIX erwerben. Wir helfen Ihnen gern dabei, in Abhängigkeit der Größe Ihrer Zahnzwischenräume das für Sie passende Modell zu finden.

Zunge putzen nicht vergessen!

Zusätzlich siedeln sich viele Mundhöhlenbakterien auf der Zunge an. Wenn sie dort nicht beseitigt werden, bilden sie ein Reservoire und können sich ungestört im ganzen Mund ausbreiten. Widmen Sie sich deshalb auch der Pflege Ihrer Zunge, zum Beispiel mit einem speziellen Zungenschaber, den Sie morgens und abends benutzen können. Zungenschaber spülen Sie nach jeder Benutzung unter fließendem Wasser ab und ersetzen sie, wie auch Zahnbürstenköpfe, alle zwei Monate sowie nach jeder überstandenen Erkrankung.

Der Einsatz von Zungenschabern kommt übrigens aus dem Ayurveda. Er gehört zur ayurvedischen Morgenroutine und soll dabei helfen, die über Nacht angesammelten giftigen Stoffe von der Zunge zu entfernen.

Mundspülung: Optional, aber sinnvoll

Eine Mundspülung ist eine sinnvolle Ergänzung zum Zähneputzen und Verwenden von Zahnseide/Interdentalbürstchen – gerade für Parodontose-Patienten oder bei vorhandenem Zahnersatz. Ersetzen kann sie das Zähneputzen aber auf keinen Fall. Bekannte Marken von Mundspülungen sind beispielsweise Listerine oder auch Chlorhexamed. Letztere sollte ohne zahnärztliche Betreuung nicht verwendet werden – fragen Sie Ihren Zahnarzt, ob sich diese Mundspülung für Sie eignet.

Insider-Tipp für Ayurveda-Fans und Parodontose-Patienten: Auf die Zungenreinigung folgt im Ayurveda das sogenannte Ölziehen. Dafür wird ein Teelöffel guten Sesam- oder Olivenöls in Bioqualität in den Mund genommen und der Mund- und Rachenraum damit ausgespült. Lassen Sie das Öl für etwa 2 Minuten im Mund hin und her wirbeln. Halten Sie das Öl in Bewegung, saugen Sie es beispielsweise durch Ihre Zähne. Wenn Sie fertig sind, spucken Sie das Öl aus (nicht in den Abfluss, sondern in den Hausmüll) und spülen mit Wasser nach.

Auf einen Blick: Das ist beim Zähneputzen wichtig

Putzen Sie Ihre Zähne – je nach individuellem Kariesrisiko – nach jeder Hauptmahlzeit oder zweimal täglich mindestens zwei Minuten lang. Zuerst sollten die Kauflächen geputzt werden, ​anschließend die Außenflächen, zuletzt die Innenseiten. Statt kreisförmigen Bewegungen wird heute zu leichtem Rütteln vom Zahnfleisch in Richtung der Zähne geraten.

Neben einer weichen Zahnbürste helfen auch Zahnseide bzw. Interdentalbürstchen, Mundspülungen und ein Zungenschaber bei der richtigen Mundhygiene. Eine professionelle Zahnreinigung pro Quartal (für Raucher oder Parodontose-Patienten) oder pro Halbjahr (bei niedrigem Kariesrisiko) unterstützt Sie ebenfalls dabei. Und natürlich regelmäßige Kontrollen bei Ihrem Zahnarzt!

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