Einige Erkrankungen sind nicht nur schmerzhaft, sondern auch hinterlistig. So verhält es sich auch mit der Parodontitis: Die Symptome sind – außer in fortgeschrittenen Stadien – von zahnmedizinischen Laien kaum zu erkennen. Hierzulande leidet schätzungsweise die Hälfte der Erwachsenen mittleren Alters unter einer Parodontalerkrankung, wie aus der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie hervorgeht. Bei älteren Senioren ab 75 sind es sogar 9 von 10. Und wie dem BARMER Zahnreport zu entnehmen ist, kommt eine Parodontitis-Behandlung für viele Patienten zu spät: Es gehen bei einem Drittel der Erkrankten innerhalb von vier Jahren nach der Therapie Zähne verloren.
Mit diesem Ratgeber möchten wir Ihnen die Ursachen einer Parodontitis vorstellen und die Symptome erläutern. Außerdem wollen wir Ihnen erklären, wie eine parodontale Behandlung abläuft. Denn Parodontitis ist behandelbar und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Der Name Parodontitis beschreibt eine bakterielle Entzündung des Zahnbettes. Das Zahnbett, auch Zahnhalteapparat genannt, ist der Oberbegriff für die den Zahn umgebenden Knochen und das Gewebe. Zum Zahnbett zählen also beispielsweise das Zahnfleisch und die Haltefasern, über die der Zahn im Knochen hängt.
Der Grund einer Parodontitis liegt oftmals in einer unzureichenden Mundhygiene. Wenn Sie Ihre Zähne nicht richtig oder zu selten putzen, oder wenn das Reinigen aufgrund von Zahnersatz wie zum Beispiel Brückengliedern erschwert wird, können sich auf den Zähnen bakterielle Beläge (Plaques) bilden. Sie treten vor allem am Übergang zwischen den Zähnen und dem Zahnfleisch auf.
Plaques sind, wenn sie nicht entfernt werden, die Basis für Zahnstein. Und dessen raue Oberfläche macht es für Bakterien einfacher, sich an den Zähnen anzusiedeln. In der Folge löst das Immunsystem oberflächliche Entzündungsprozesse aus, um die Bakterien zu kontrollieren und zu verhindern, dass sie tiefer in das Zahnfleisch eindringen: Eine Zahnfleischentzündung entsteht.
Diese heilt manchmal von alleine ab. Hält sie aber länger an, ist es leider möglich, dass die Bakterien sich gegen die Abwehrkräfte durchsetzen. Die Entzündung wird chronisch und weitet sich aus. Das Ergebnis ist eine Parodontitis. Nicht zuletzt kann auch die persönliche genetische Veranlagung eine Parodontitis begünstigen, wie eine groß angelegte Studie unter der Leitung von Wissenschaftlern der Berliner Charité zeigt. Die Genetik legt fest, wie stark das Immunsystem reagiert, und beeinflusst damit den Verlauf der Erkrankung.
Nur selten zeigen sich den Betroffenen bei einer Parodontitis Symptome, wenn die Krankheit noch nicht weit fortgeschritten ist.
können dennoch auf eine beginnende Parodontitis hinweisen.
Zu den wichtigsten Parodontitis-Ursachen zählen Risikofaktoren wie das Rauchen: Bei Rauchern ist das Risiko für eine Zahnfleischentzündung bis zu siebenfach erhöht. Auch Diabetes, psychischer Stress, bestimmte Medikamente (etwa blutdrucksenkende Mittel) und eine Schwangerschaft können eine Parodontitis begünstigen. Krankheiten des Immunsystems sorgen für schwache Abwehrkräfte und begünstigen ebenfalls Parodontalerkrankungen. Die Parodontitis ist damit eine Krankheit, die in Zusammenarbeit zwischen Ihrem Zahnarzt und Ihren Hausarzt behandelt wird. Sie möchten oder können nicht mit dem Rauchen aufhören? Dann müssen Sie trotzdem nicht den Kopf in den Sand stecken: Mit einer professionellen Zahnreinigung (PZR) drei- bis viermal im Jahr tragen Sie schon viel dazu bei, Parodontitis zu vermeiden. Fragen Sie Ihren Zahnarzt, wie er Ihre persönliche Situation einschätzt.
Diabetes und Parodontitis beeinflussen sich übrigens gegenseitig: Zwar geht Diabetes auf die Zähne und das Zahnfleisch, gleichzeitig können Sie über ein gesundes Zahnfleisch den Diabetesbesser in den Griff bekommen, da dadurch die Entzündungswerte im gesamten Körper abgesenkt werden.
Da es sich bei der Parodontitis um eine bakterielle Infektion handelt, ist sie ansteckend. Aus diesem Grund kann es sein, dass bestimmte Bakterien beim Küssen oder gemeinsam genutzten Trinkgläsern auf andere Menschen übertragen werden. Lebenspartner und Freunde sollten deshalb ebenfalls auf Parodontitis-Symptome achten und regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt wahrnehmen.
Eine Parodontitis wird in mehreren Sitzungen beim Zahnarzt behandelt. In unserer Praxis wird zunächst eine Reinigung der Zahnfleischtaschen vorgenommen und anschließend der unsichtbare Zahnstein unter den Zahnfleischtaschen (Konkrement) entfernt. Danach geben wir Ihnen auf Ihre persönliche Situation zugeschnittene Tipps, wie Sie Ihre Mundhygiene verbessern können.
Äußerst selten ist eine Behandlung mit Antibiotika oder ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Wurzelbehandlungen ergeben gelegentlich Sinn, um die Parodontitis zu bekämpfen. Operationen werden heutzutage nur in echten Extremfällen durchgeführt – in unserer Praxis haben wir ein schonendes Verfahren entwickelt, das ohne operativen Eingriff auskommt und bei 99,9 Prozent aller Patienten Anwendung findet.
Da eine Parodontitis als chronische Erkrankung gilt, sollte sie auch nach der erfolgreichen Behandlung noch weiter im Blick behalten werden. Rückfälle sind immer möglich.
Lassen Sie Ihre Parodontitis nicht behandeln, können sich die Bakterien und Entzündungsstoffe über die Blutgefäße ausbreiten und weiteren Schaden anrichten. Sie können zum Beispiel eine Arterienverkalkung fördern, die das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte signifikant erhöht. Zudem ist es möglich, dass die Infektion im Zahnhalteapparat Komplikationen wie einen Parodontalabszess nach sich zieht. Nicht zuletzt begünstigt eine Parodontitis auch den schon erwähnten Diabetes, aber auch Rheuma sowie arthritische Erkrankungen.
Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung einer Parodontitis ist die richtige Mundhygiene. Putzen Sie Ihre Zähne gründlich und regelmäßig und lassen Sie sich gegebenenfalls von Ihrem Zahnarzt Tipps zur richtigen Putztechnik geben. In unserer Praxis bieten wir dafür ein 1:1 Putzseminar an.
Da die Zahnzwischenräume am anfälligsten für eine Parodontitis sind, sollten Sie regelmäßig zur Zahnseide greifen oder ein Interdentalbürstchen benutzen. Das ist vor allem dann wichtig, wenn bereits eine Zahnfleischentzündung besteht, die sich zu einer Parodontitis entwickeln könnte.
Nehmen Sie die Vorsorgeuntersuchungen bei Ihrem Zahnarzt wahr, die meistens halbjährlich angeboten werden. Auch wenn Sie noch keine Symptome haben, kann das geschulte Auge des Zahnarzts erste Anzeichen für die Erkrankung wahrnehmen. Um Parodontitis vorzubeugen, ist es außerdem äußerst sinnvoll, in regelmäßigen Abständen zur professionellen Zahnreinigung (PZR) zu gehen.
Der schon erwähnten Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie zufolge “sind Menschen, die regelmäßig Präventionsangebote in der Zahnarztpraxis in Anspruch nehmen, seltener von Parodontitis betroffen”. Gleichzeitig verlaufen die Parodontalerkrankungen von Patienten, die regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, auch weniger schwer.
Es gibt viele Möglichkeiten, einer Parodontitis vorzubeugen. Am wichtigsten ist es, Risikofaktoren zu reduzieren: Stellen Sie, wenn möglich, das Rauchen ein, sorgen Sie für einen Lebensstil, der keine Diabeteserkrankung nach sich zieht oder lassen Sie eine bestehende Diabeteserkrankung angemessen behandeln. Eine gesunde Ernährung und eine allgemeine Stressreduktion, zum Beispiel mit Entspannungstechniken wie Meditation oder Autogenem Training, beugen nicht nur einer Parodontitis vor, sondern können auch Ihre Lebensqualität beträchtlich erhöhen.
Putzen Sie sich außerdem regelmäßig die Zähne: Zweimal am Tag zwei Minuten lang sind ausreichend. Benutzen Sie Zahnseide bzw. Interdentalbürstchen und fragen Sie Ihren Zahnarzt um Rat, wann immer Sie Fragen zur Zahnpflege haben.
Eine Parodontitis im Anfangsstadium ist noch sehr gut behandelbar. Wird sie früh genug entdeckt, kann der Status quo aufrechterhalten werden, sodass die Erkrankung nicht weiter voranschreitet und keine oder nur sehr wenige Probleme auftreten. Nehmen Sie hierfür die von Ihrem Zahnarzt angebotenen regelmäßigen Kontrolltermine wahr – er kann die ersten Anzeichen für eine Parodontitis erkennen, auch wenn noch keine Symptome auftreten.