CMD-Schienentherapie, verständlich erklärt

Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde schätzt, dass etwa jeder zehnte Erwachsene nachts mit den Zähnen knirscht. Besonders häufig betroffen sind dabei 20- bis 30-Jährige. Der Druck, der dabei auf die Zähne, den Kiefer und die Kaumuskulatur ausgeübt wird, ist weitaus größer als beim ganz normalen Kauen. Die Folgen können eine übermäßige Abnutzung der Zähne und Kiefergelenkschmerzen sein.

Dies ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, wie die Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie betont: Das Zähneknirschen (in der Fachsprache: Bruxismus) könne “mit erheblichen nichtkariösen Zahnhartsubstanzverlusten und/oder dem Verlust von Restaurationsmaterialien einhergehen” und stelle ein Risiko für das Versagen von Zahnersatz dar.

Gleich zu Beginn dieses Ratgebers möchten wir Sie deshalb darauf hinweisen, dass Sie bei anhaltenden Problemen wie

  • Kiefermuskelschmerzen und -verspannung,
  • Kieferbewegungseinschränkung,
  • Kopf-und Gesichtsschmerzen,
  • Kiefergelenkschmerzen,
  • Kiefergeräuschen,
  • Tinnitus,
  • Nacken- und Rückenschmerzen
  • Migräne

Ihren Zahnarzt um Rat fragen sollten.

Es mag im ersten Moment widersprüchlich klingen, Ihren Zahnarzt bei Migräne, Tinnitus und Nacken- bzw. Rückenschmerzen anzusprechen – aber tatsächlich kann das Zähneknirschen für diese Beschwerden verantwortlich sein.

In Extremfällen sind auch Hüft-, Knie- und Sprunggelenksprobleme die Folge von starkem Zähneknirschen.

Es gibt drei hauptsächliche Ursachen für den Bruxismus, die einzeln oder in Kombination miteinander auftreten können:

  1. Fehlstellung der Zähne
  2. Probleme mit den Gelenken
  3. Probleme mit der Muskulatur

Stress ist ein weiterer Trigger für den Bruxismus. Die CMD-Schiene, die Ihnen Ihr Zahnarzt anpasst, ist dann Teil einer umfassenden Behandlung dieser Beschwerden, die durch das Hinzuziehen von Physiotherapeut, Orthopäde, Osteopath oder Neurologe ggf. ergänzt wird.

Was genau ist CMD?

CMD ist die Abkürzung für Craniomandibuläre Dysfunktion und bezeichnet ein gestörtes Zusammenspiel zwischen dem Schädel (Cranium) und dem Unterkiefer (Mandibula). Einfach erklärt bedeutet dies, dass die Zähne nicht (mehr) korrekt miteinander verzahnt sind und damit das Kiefergelenk und die Muskulatur in eine Fehlstellung zwingen. Ähnlich einem Räderwerk, das nicht richtig greift.

Sie bemerken häufig, aber nicht immer zunächst Kauprobleme und/oder diffuse Schmerzen im Kiefer. In Folge können dann die oben aufgelisteten Beschwerden und sogar Schmerzen in den Beinen und Füßen auftreten. Der Grund hierfür liegt in der engen Verbindung der Kiefergelenksmuskulatur mit der Schädel- und Rückenmuskulatur: Probleme im Kiefer können auf den kompletten Halteapparat "ausstrahlen". Und umgekehrt: So kann auch eine Fehlstellung, beispielsweise der Hüfte oder des Beckens, CMD hervorrufen.

Es muss daher immer zuerst in Erfahrung gebracht werden, ob die Therapie besser von Ihrem Zahnarzt begonnen wird, oder ob ein Physiotherapeut bzw. Orthopäde die richtige Wahl ist. Oftmals wenden sich Patienten nur an einen Orthopäden – das reicht aber in vielen Fällen nicht aus, um den Beschwerden entgegenzuwirken.

Wozu dient eine CMD-Schiene?

Die CMD-Schiene soll vorrangig eine sogenannte natürliche Okklusion wiederherstellen, also einen korrekten Kontakt und Abstand der Zähne des Oberkiefers mit denjenigen des Unterkiefers bewirken. Ziel ist es, die Kiefergelenke wieder so zu positionieren, dass die harmonische Feinmechanik der Kauflächen, der Höcker und Fissuren (Grübchen) wieder reibungslos funktioniert. Dadurch entspannt sich die Muskulatur wieder, was sich positiv auf die Muskulatur im Gesicht und/oder im ganzen Oberkörper auswirken kann.

Die CMD-Schiene ist Bestandteil einer ganzheitlichen CMD-Therapie. Ganzheitlich meint in diesem Zusammenhang, dass die Fehlstellung des Kiefers nicht isoliert betrachtet werden darf, sondern dass auch die übrigen Ursachen und Symptome der Krankheit behandelt werden müssen. Wie schon gesagt: eine ergänzende Behandlung durch einen Physiotherapeuten, Orthopäden oder auch Neurologen kann sinnvoll sein.

Glauben Sie nicht? Dann bewegen Sie mal Ihren Unterkiefer extrem übersteigert nach vorne und beobachten Sie, was das mit Ihrer Hals- und Nackenmuskulatur macht.

Verschiedene Schienentypen – wo liegen die Unterschiede?

Die vielen unterschiedlichen Bezeichnungen für Zahnschienen können den Laien verwirren. Zu den Namen gehören unter anderem:

● Knirscherschiene
● Nachtschiene
● Beißschiene
● Entspannungsschiene
● CMD-Schiene
● Stabilisierungsschiene

Sie wird zumeist im Unterkiefer eingesetzt. So kann sie auch tagsüber gelegentlich getragen werden, ohne den Patienten zu sehr zu stören.

Wenn es nicht einen eindeutigen Zusammenhang mit einer Fehlstellung der Zähne bzw. des Kiefergelenks und somit der Wirbelsäule gibt, liegen die Ursachen für das unbewusste Zusammenpressen der Zähne oft im unbewältigten Alltagsstress und/oder seelischen Strapazen. Das Behandlungskonzept zielt darauf, den Unterkiefer aus seiner "Verzahnung" mit dem Oberkiefer zu lösen und ihn so in die Lage zu versetzen, sich selbst wieder in einen natürliche Stellung zu bringen. Gleichzeitig wird eine Abrasion, also ein Verschleiß der Zähne verhindert.

Therapeutischer Standard im Rahmen einer CMD-Schienentherapie ist die Verwendung einer sogenannten Michigan-Schiene. Sie wird individuell gefertigt. Prinzipiell justiert der Zahntechniker die Schiene durch winzige Einkerbungen, Rillen und Reliefs an einer idealen Kieferstellung – sodass die Fehlstellung des Kiefers kontinuierlich korrigiert werden kann und das mechanische Abtragen der Zahnsubstanz beendet wird.

Eine optimal angepasste CMD-Schiene, deren Sitz und Passform fortlaufend kontrolliert wird, kann auch übrige CMD-Symptome zumindest lindern: Verspannungen der Nackenmuskulatur und Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Tinnitus und Schmerzen hinter den Augen.

Sie wissen nicht, welche Schiene Sie für Ihre Probleme benötigen? Das eruieren wir in unserer Praxis gern in einer ausführlichen Erstanamnese, bei der wir auf Wunsch auch Ihren Physiotherapeuten, Orthopäden, Osteopathen und/oder Neurologen hinzuziehen.

Falls Sie sich für ein unverbindliches Erstgespräch bei uns entscheiden, bitte wir Sie, zum Termin Kleidung anzuziehen, bei der Ihre Schultern gut sichtbar sind, sowie Schuhe, aus denen Sie leicht rein- und rausschlüpfen können. Um Ihre Beschwerden vollständig identifizieren zu können, analysieren wir nämlich nicht nur Ihren Kiefer, sondern schauen uns auch Ihren Rücken an.

Wie werden CMD-Schienen angefertigt und aus was bestehen sie?

CMD-Schienen werden nach einem Kieferabdruck aus einem transparenten, kunststoffähnlichen Material gefertigt. Die Härte der Schiene kann Ihr Zahnarzt mit Ihnen besprechen und auswählen. Generell gilt, dass eine eher härtere CMD-Schiene bei der Korrektur von Kieferfehlstellungen effektivere Dienste leistet als eine eher weiche. Ein Mindestmaß an Materialstärke ist gleichwohl erforderlich, um die Gelenkstrukturen nachhaltig zu entlasten. Üblicherweise wird das Material so gewählt, dass es dem einer flexiblen Zahnspange ähnelt und daher einen hohen Tragekomfort aufweist.

Wie oft und wie lange muss eine CMD-Schiene getragen werden?

Diese Frage kann nicht eindeutig beantwortet werden. Die Tragedauer richtet sich nach dem individuellen Befund und nach der Schwere der Krankheit. Zähneknirscher müssen die Aufbissschiene zunächst konsequent nachts tragen, da während dieser Zeit der schädliche Druck und das zerstörerische Pressen stattfindet. Hilfreich für einen langfristigen Erfolg bei Bruxismus ist die parallele Beseitigung der seelischen Auslöser, sofern diese vorhanden sind; entweder durch Konsultation entsprechender Fachmediziner oder durch die Erlernung von Entspannungstechniken.

Bei diagnostizierter CMD kann es ratsam sein, die CMD-Schiene zusätzlich auch tagsüber zu tragen, um die Therapie zu beschleunigen. Sprechen Sie mit Ihrem Zahnarzt darüber.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Schienentherapie?

Oft übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Anfertigung einer einfachen Aufbissschiene, die die Zähne vor Substanzverlust und Abnutzung durch Zähneknirschen schützt. Die aufwendigen und zum Teil sehr speziellen Diagnoseverfahren zur Feststellung einer CMD und die daraus resultierenden Therapiemaßnahmen bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen dagegen nicht. Für eine hochwertige CMD-Schiene ist somit mit Kosten zu rechnen, die sich je nach Aufwand unterscheiden.

Wer privat krankenversichert ist, kann sich in der Regel auf eine zumindest anteilige Kostenübernahme einstellen – ob und wieviel Privatpatienten von ihrer Krankenkasse zurückerhalten, unterscheidet sich aber von Tarif zu Tarif. Sinnvoll ist es deshalb, sich vor Behandlungsbeginn eine Kostenübernahme durch die private Krankenversicherung schriftlich zusichern zu lassen.

Einige Zusatzversicherungen haben die Erkrankung ebenfalls in ihren Leistungskatalog aufgenommen und ersetzen zumindest einen Teil der Kosten. Auch hier gilt: eine (anteilige) Übernahme der Kosten vor Behandlungsbeginn lassen Sie sich am besten schriftlich zusichern.

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