Flaschenkaries (Nursing Bottle Syndrom) vermeiden

Haben Sie schon einmal von Flaschenkaries gehört? Die Erkrankung wird im Englischen auch Nursing Bottle Syndrom oder Early Childhood Caries (ECC) genannt und bezeichnet eine spezifische Art von Kariesbefall, die eine Schädigung der Milchzähne vor allem im Oberkiefer verursacht.

Was Sie tun können, um Flaschenkaries zu vermeiden, erfahren Sie in diesem Ratgebertext.

Was versteht man unter Flaschenkaries?

Die kindliche Zahnhygiene ist von großer Wichtigkeit – aber Karies an den Milchzähnen kommt leider vergleichsweise häufig vor: zehn bis 17 Prozent aller Dreijährigen leiden darunter. Wenn vor allem die oberen Schneidezähne und Backenzähne betroffen sind, spricht man auch von Flaschenkaries. Der Grund: eine mangelnde Mundhygiene in Kombination mit zuckerhaltigen Flüssigkeiten, an denen das Kind zu lange herumnuckelt – etwa, weil es Saft aus einem Fläschchen oder einer Trinklerntasse trinkt. Der Zucker aus dem Getränk kann in diesem Fall länger “einwirken”, als es beim Trinken aus einem normalen Becher der Fall wäre. Die untere Zahnreihe wird dabei mehr als die obere von der Zunge geschützt – so entsteht das typische Kariesbild.

Nursing-Bottle-Syndrom im Milchzahngebiss, Oberkiefer CC BY-SA 3.0, Dr. Henning Storbeck

Die Ursachen von Flaschenkaries

Wie bereits erwähnt ist eine der Hauptursachen von Flaschenkaries eine Kombination von mangelnder Mundhygiene durch falsches oder ganz fehlendes Putzen der Milchzähne und dem Konsum von zuckerhaltigen Getränken wie Fruchtsaft, Apfelschorle oder Eistee. Außerdem kann auch das Langzeitstillen über den zwölften Monat hinaus das Kariesrisiko beim Kind erhöhen. Denn schließlich sind auch in der Muttermilch verschiedene Zucker enthalten – etwa Milchzucker. Das soll kein Aufruf zum Abstillen sein, sondern lediglich ein Hinweis darauf, dass bei einer verlängerten Stillzeit die Zahnhygiene des Kindes noch stärker im Fokus stehen sollte.

Kariesbefall im Kindergebiss kann, wie bei Erwachsenen, mit Füllungen behandelt werden. Beim Kinderzahnarzt kommen häufig auch vorgefertigte (konfektionierte) Kronen zum Einsatz. Ist der Schaden aber zu groß, müssen die betroffenen Zähne entfernt werden, was im schlimmsten Fall zu Sprachentwicklungsstörungen und Problemen bei der Nahrungsaufnahme führen kann. Möglicherweise wird dadurch auch die weitere Gebissentwicklung beeinträchtigt. Nicht zuletzt muss das Kind bei zahnärztlichen Eingriffen ggf. in Narkose behandelt werden, was vermieden werden sollte. Setzen Sie daher darauf, dass (Flaschen-)Karies bei Ihrem Kind gar nicht erst entsteht.

Flaschenkaries vermeiden: Das können Eltern tun

Die Vermeidung von Flaschenkaries baut auf drei Säulen auf:

1. Zuckerhaltige Getränke möglichst vermeiden

Hin und wieder darf es natürlich auch mal ein süßes Getränk im Fläschchen sein. Allerdings muss gerade das Einschlafen mit Flasche im Mund dringend vermieden werden – ein Fläschchen ist kein Schnullerersatz.

Wenn Ihr Kind bislang vor allem (auch verdünnte) zuckerhaltige Getränke trinkt, sollten Sie es schrittweise an Wasser und ungesüßten Tee gewöhnen, um Flaschenkaries keine Chance zu geben. Und: bringen Sie Ihrem Kind so früh wie möglich bei, aus einem Trinkbecher zu trinken. Das verhindert das problematische Langzeitnuckeln.

Wichtig: Nach dem abendlichen Zähneputzen sollte Ihr Kind ausschließlich Wasser oder ungesüßte Tees zu sich nehmen.

2. Dem Kind regelmäßig die Milchzähne putzen bzw. beim Putzen helfen

Zweimal täglich sollten auch Kinder ihre Zähne putzen, in jüngeren Jahren natürlich mit Hilfe der Eltern. In unserem Ratgebertext Zuhause richtig Zähneputzen finden Sie eine ausführliche Anleitung für die Zahnpflege zu Hause. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es seine Zähne optimal pflegt – das ist der Grundstein für gesunde Zähne bis ins hohe Alter.

Auch die Fluorid-Gabe bei Kindern ist verbreitet. Fluorid schützt zwar nicht direkt gegen Karies, aber macht zum Beispiel den Zahnschmelz härter und damit widerstandsfähiger. Mehr Informationen finden Sie in unserem Text Fluorid für Kinder richtig dosieren.

Selbst wenn das Kind schon allein ganz gut mit der Zahnbürste zurechtkommt, empfehle ich, dass Eltern trotzdem nachputzen, bis das Zähneputzen in Fleisch und Blut übergegangen ist. Ihr Zahnarzt ist Ihnen gerne dabei behilflich, die Effektivität des Zähneputzens zu überprüfen, und wird Ihnen seine Einschätzung geben, wann Sie mit dem Nachputzen aufhören können (siehe auch Punkt 3).

Das Vermitteln einer guten Zahnhygiene kann ein ziemlich aufwändiger Prozess sein. Manche Kinder brauchen einfach etwas länger, bis sie sich ans Zähneputzen gewöhnt haben. Verlieren Sie nicht die Geduld! Ihr kleiner Schatz wird schon bald ganz selbstständig zur Zahnbürste greifen, wenn Sie ihm bewusst liebevoll die Wichtigkeit von sauberen Zähnen näherbringen. Dazu gehört auch, die Drohung von schlechten Zähnen außen vor zu lassen. Bleiben Sie immer positiv; machen Sie aus dem Zähneputzen ein Ritual, auf das sich das Kind freuen kann. Spaß macht es beispielsweise vielen Kindern, auch bei den Eltern “nachzuputzen”.

Nicht vergessen: Sie sind das größte Vorbild für Ihr Kind. Wenn es also bei Ihnen sieht, wie gut Sie sich um Ihre Zähne kümmern, wird es sich motiviert fühlen, die Zahnpflege ebenfalls ernst zu nehmen.

3. Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt wahrnehmen

Sobald der erste Zahn bei Ihrem Kind durchgebrochen ist (meistens ab etwa sechs Monaten), sollten Sie die regelmäßigen Kontrollen bei Ihrem Zahnarzt wahrnehmen. Er wird Sie sehr gern dabei unterstützen, die Mund- und Zahngesundheit Ihres Kindes zu erhalten, indem er die Effektivität des Putzens überprüft, Ihrem Kind Tipps zum Zähneputzen gibt und es motiviert, die eigene Zahnhygiene ernst zu nehmen.

Übrigens: Kinder, die in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sind, haben im Alter zwischen sechs und 17 Jahren Anspruch auf die sogenannten IP-Leistungen. Diese Leistungen der Individualprophylaxe (IP) bestehen aus der Erstellung eines Mundhygienestatus, der Beratung und Aufklärung des Kindes, einer Fluoridierung der Zähne sowie einer Fissurenversiegelung. Nehmen Sie diese Leistungen unbedingt wahr – Ihr Zahnarzt berät Sie gern dazu.

Bonus-Tipp: Feste Zeiten für Süßes einplanen

Manch ein Kind ist eine richtige Naschkatze und würde am liebsten den ganzen Tag über Süßes zu sich nehmen. Um die Schädigung der Kinderzähne – auch jenseits von Flaschenkaries – zu vermeiden, empfehle ich, einen bestimmten Zeitraum für süße Snacks und Getränke festzulegen, etwa direkt nach dem Mittagessen. Dann darf genascht werden, für den Rest des Tages aber nicht mehr. Und anschließend werden Zähne geputzt. So sind die Zähne nur einmal am Tag dem Zucker ausgesetzt.

Manch ein Kind ist eine richtige Naschkatze und würde am liebsten den ganzen Tag über Süßes zu sich nehmen. Um die Schädigung der Kinderzähne – auch jenseits von Flaschenkaries – zu vermeiden, empfehle ich, einen bestimmten Zeitraum für süße Snacks und Getränke festzulegen, etwa direkt nach dem Mittagessen. Dann darf genascht werden, für den Rest des Tages aber nicht mehr. Und anschließend werden Zähne geputzt. So sind die Zähne nur einmal am Tag dem Zucker ausgesetzt.

Flaschenkaries vermeiden: Auf einen Blick

  • Süße Getränke nur gelegentlich – lieber Wasser und ungesüßten Tee reichen
  • Das Kind nie mit Flasche im Mund einschlafen lassen
  • So früh wie möglich an Trinkbecher statt Nuckelflasche gewöhnen
  • Zweimal täglich Zähneputzen (bzw. beim Zähneputzen helfen), nachputzen
  • Regelmäßige Kontrollen sowie IP-Leistungen beim Zahnarzt wahrnehmen

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